Puh! Noch immer nimmt es irgendwie kein Ende. Was unter normalen Umständen schon fast an ein Wunder grenzt, gehört nun seit einem Jahr zu unserem Alltag. Wir arbeiten im Homeoffice – die Kinder auch!
Hier habe ich nun einen großen Vorteil, denn meine beiden Mädchen kennen es vom ersten Tag an nicht anders. Bei beiden Kindern habe ich rund zehn Tage nach deren Geburt wieder angefangen zu arbeiten. Selbständigkeit und Homeoffice sei Dank.
Trotzdem: Einen allgemeinen Tipp kann ich hier nicht geben. Denn kein Kind ist wie das andere. Kein Arbeitsablauf ist wie der andere. Kein Arbeitstag ist wie der andere.
Meine große Tochter wollte keine Minute alleine bleiben. Bei ihr arbeitete ich von Anfang an mit der Babytrage. Ich bin heute noch dankbar, dass es das gibt. Meine kleine Tochter schlief viel mehr und wollte dabei auch nicht kuscheln o.ä. Sie konnte eigentlich nur schlafen, wenn sie alleine in ihrem Bettchen lag und hat viele Stunden am Tag geschlafen. Dafür stand meine Große auch nicht plötzlich auf irgendwelchen Schränken der malte Wände bunt an, wenn sie mal für zwei Minuten alleine in einem Zimmer war …
Einige grundsätzliche Dinge habe ich aber trotz der Unterschiedlichkeit immer beachtet. Und in dieser schwierigen Zeit, in der wir zur Zeit alle leben, hat sich vieles davon bewährt.
Es geht nicht alleine!
Man kann noch so organisiert sein, man kann noch so viel Übung haben und die Kinder können noch so gut auf das Homeoffice „gebrieft“ sein. Es geht nicht alleine. Auch ich reserviere mir oft den Samstagnachmittag. Dann geht mein Mann mit den Mädchen nach draußen und ich arbeite dann in Ruhe die Dinge ab, zu denen ich bis dahin nicht gekommen bin.
Vielleicht kann man sich ja auch mit der Nachbarin oder einer lieben Freundin zusammentun. Wobei ich das im Augenblick eher nicht empfehlen möchte …
Ein fester Rahmen
Man braucht zwingend einen festen Rahmen. Es geht nicht ohne klare Grenzen. Sei es räumlich (wenn möglich) oder zeitlich. Ich habe mir z.B. mein Homeoffice in die Küche integriert. Denn das Wohnzimmer ist ein Durchgangszimmer. Die Küche ist groß und im Raum München ist ein weiteres Zimmer weder zu finden, noch ansatzweise zu vernünftigen Preisen bezahlbar. Hier habe ich mir einen Teil abgetrennt und da sitze ich und arbeite. Und: Ich kann die Tür schließen. Und wenn die Tür geschlossen ist, dann kommt auch niemand da hinein – Notfälle ausgenommen. Und Notfälle, das sind keine leeren Trinkgläser…
Arbeitszeiten
Tja. Ein sehr wichtiges Thema. Einerseits gehört das auch zum oben genannten festen Rahmen. Ich habe mir feste Zeitfenster gesetzt. Am Nachmittag, da habe ich quasi frei. Meine Kunden wissen das und das war nie ein Problem. Und: Wenn ich feste Arbeitszeiten habe, dann weiß auch meine Familie, wann wir etwas unternehmen können und wann nicht.
Randzeiten nutzen
Ja, das fällt mir immer noch schwer. Aber es ist immer noch der beste Tipp von allen. Ich nutze Randzeiten. Zeiten, an denen der Rest der Familie noch schläft oder schon im Bett ist (oder auch draußen auf dem Spielplatz). So stehe ich zu Spitzenzeiten um 4 Uhr morgens auf, mache mich kurz fertig, werfe meine Kaffeemaschine an und sitze um spätestens 4.15 auf dem Schreibtisch. Natürlich nicht im „großen Bürooutfit“, aber auch nicht im Pyjama. Wichtig dabei: Alle Lichter an. Evtl. ein Glas Wasser mit frisch gepresster Zitrone trinken.
Ein weiterer Vorteil ist, dass ich beim Transkribieren von Diktaten und Interviews oder beim Bearbeiten eines Podcasts keine störenden Geräusche habe und in vollkommener Ruhe arbeiten kann.
Ja, es ist schwer und man möchte eigentlich lieber weiterschlafen. Aber dieses Gefühl, so viel geschafft zu haben, bis alle anderen aufwachen bzw. geweckt werden müssen, ist unbezahlbar!
Eine Kommandozentrale einrichten
Bei mir ist sie gleich neben dem Schreibtisch. Bei anderen vielleicht im Flur. Die Kommandozentrale. Meine persönliche Rettung. Dort hängen alle wichtigen Dinge. Auf einen Blick. Stundenpläne und Wochenpläne, Termine; Dinge, die besorgt werden müssen, ein Haushaltsplan usw.
Aber Achtung: Dort hängen nicht die Zettelchen mit den Artterminen, der Adresse vom Blumenladen um die Ecke und der Lottoschein. Sondern rein das, was heute oder diese Woche wichtig ist und zu erledigen ist.
Und: Meine Mädchen sind jetzt so groß, dass sie mitmachen können. Sie haben ein paar kleinere Aufgaben, die sie abhaken können.
Und noch ein letzter Tipp:
Es muss nichts perfekt sein!
Hier kann ich mich gleich an der eigenen Nase packen. Es muss nicht perfekt sein. Das ist auch kaum zu schaffen. Also: Die Arbeit für meine Kunden muss zuverlässig abgeliefert werden. Meine Kinder müssen so gut wie möglich beim Homeschooling begleitet werden. Der Haushalt will perfekt gemacht sein. Alles zusammen wird sehr schwer. Wo möglich also ein bisschen Unperfektionismuss einziehen lassen.
Weiterhin viel Geduld und Gesundheit!