Heute geht es hier um Transkriptionen. Was ist Transkription überhaupt, gibt es Unterschiede und wird das heutzutage überhaupt noch benötigt?
Was ist Transkription?
Laut Wikipedia nennt man in der Editionswissenschaft die (buchstaben-)genaue Abschrift eines vorliegenden Textes. In der Linguistik versteht man darunter die Verschriftlichung von Gepsrächen nach bestimmten Regeln zum Zwecke der wissenschaftlichen Analyse. Unter Transkription (von lateinisch trans, „hinüber“ und scribere „schreiben) versteht man im engeren Sinne eine Umschrift, also die Übertragung sprachlicher Ausdrücke von einem Schriftsystem in ein andere,
Eine Transkription kann also sowohl die Verschriftlichung des gesprochenen Wortes, aber auch vereinfacht gesagt die Abschrift eines bereits bestehenden Dokumentes. Wichtig hierbei ist, sich an vorgegebene Transkriptionsregeln zu halten.
Der Wert von Schreibdienstleistungen wird laut Wikipedia übrigens auf 10 bis 15 Milliarden Euro geschätzt, wobei der größte Anteil auf festangestellte Mitarbeiter fällt.
Egal, welche Transkriptionsregeln verwendet werden: Es kommt immer darauf an, was mit dem Transkript bezweckt werden soll.
Ich beschreibe hier eine nach meinen jahrelangen Erfahrungen meist angewandten Regeln. Zusätzlich gibt es noch Standards, wie z.B. die einfachen und erweiterten Regeln von Dresing & Pehl.
Transkription von Korrespondenz
Die Transkription von Schreibarbeiten erfolgt heutzutage vor allem mit digitaler Diktiertechnik. Diktate können so schnell und kostengünstig an jeden Ort der Welt gesandt werden und durch SSL-Verschlüsselungstechnik und VPN-Tunnel ermöglichen die legale und sichere Nutzung auch den Vieldiktierern, also Ärzten und Rechtsanwälten.
Hierbei ist auf den genauen Wortlaut zu achten, auf Rechtschreibung und z.B. bestimmte Schreibweisen der DIN 5008.
Wichtig ist hier für mich v.a. der Kundenwunsch. Manche Kunden möchten, dass ich wirklich Wort für Wort genauso schreibe und höchstens einmal etwas, was mir unlogisch scheint, markiere. Andere Kunden wiederum möchte, dass ich z.B. unförmige Sätze gleich in die richtige Form bringe.
Zeitmarken werden hier nur gesetzt, wenn es Rückfragen gibt, etwas unverständlich war o.ä. Für meine Kunden hat es sich als sinnvoll erwiesen, diese Stellen zusätzlich farbig zu hinterlegen.
Die Transkription von Korrespondenz lässt sich von meiner Seite aus viel schneller erledigen, als z.B. die Transkription von Interviews.
Transkription nach einfachen wissenschaftlichen Transkriptionsregeln
Die Transkription nach einfachen (wissenschaftlichen) Transkriptionsregeln ist für viele Zwecke die geeignetste Art der Transkription. Ganz besonders, wenn die Analyse der Inhalte im Vordergrund steht, z.B. bei Interviews für Presse, Film, Fernsehen, aber auch für wissenschaftliche Auswertungen.
Hier wird die Transkription leicht geglättet, d.h. Versprecher, Stotterer und/oder Zwischenlaute werden nicht berücksichtigt. Dialekte werden in Standardsprache wiedergegeben. Das macht das Transkript gut leserlich und geeignet für die Veröffentlichung z.B. in Printmedien.
Die hier beschriebenen Transkriptionsregeln ähneln denen der Transkriptionsregeln von Dresing und Pehl, die ich nach meiner jahrelangen Erfahrung so angepasst habe, wie sie für die meisten meiner Kunden wichtig erscheint und angefragt wird.
Welche Vorgaben gibt es für die einfache wissenschaftliche Transkription?
Obwohl es sich um einfache Transkriptionsregeln handelt, müssen hier doch einige Punkte beachtet werden, weshalb ich hier nur kurz darauf eingehen werde. Der Fokus liegt hier auf der Transkription inhaltsrelevanter Aspekte. Stotterer etc. werden herausgelassen.
Ein Auszug aus diesen Regeln.
- Der Text wird so übernommen, wie er gesprochen wird und es werden keine Korrekturen vorgenommen. D.h., auch grammatikalische Fehler werden übernommen.
- Auch scheinbar unwichtige Füllwörter werden erfasst (z.B. „sozusagen“ oder „ich sage mal“).
- Färbungen von Dialekt werden korrigiert.
- Nonverbale Zwischenlaute werden weggelassen (Stotterer, Ähms, …).
- Auch alle inhaltlich irrelevanten Hörbestätigungen, z.B. „ja“, „hm“, werden weggelassen. Sie werden nur transkribiert, wenn sie inhaltlich wichtig sind.
- Besondere Ereignisse (z.B. wenn das Telefon klingelt) werden in Klammern gesetzt.
- Abkürzungen werden nur dann als Abkürzung geschrieben, wenn die Person sie genauso ausspricht.
- Nur wörtliche/direkte Rede wird in Anführungszeichen gesetzt.
- Um Bandwurmsätze zu vermeiden, werden Satzzeichen sinnvoll gesetzt.
- Höflichkeitspronomina („Sie“, „Ihnen“) werden großgeschrieben. Wenn sich die Gesprächspartner duzen, wird das „du“ kleingeschrieben.
- Es erfolgt eine Zeitmarkierung bei jedem Sprecherwechsel.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Regeln zur einfachen wissenschaftlichen Transkription. Eine ausführliche Beschreibung steht auf meiner Website zum Download bereit. Bitte hier ganz nach unten scrollen.
Und die erweiterten Transkriptionsregeln?
Ehrlich gesagt: Die erweiterten Transkriptionsregeln hat bis heute – nach über 12 Jahren – noch niemand bei mir angefragt. Das Schreiben nach den erweiterten wird vor allem für die sprachwissenschaftliche Forschung angewandt.
Hier wird alles, also auch sämtliche Stotterer, Ähms usw. notiert. Hier wird ebenfalls nach jedem Sprecherwechsel eine Zeitmarke eingefügt. Das macht das Transkript natürlich nicht nur aufwendig, sondern auch oft schwer zu lesen.
Ich arbeite wie gesagt vor allem im Bereich Korrespondenz. Meine Erfahrung im Bereich der Interviewtranskription haben gezeigt, dass eine konkrete Checkliste, wie etwas gehandhabt werden soll, sehr sinnvoll ist. Da auch die „Standards“ der einfachen Transkriptionsregeln für viele Kunden einfach zu viel des Guten sind, z.B. die Markierung von besonders betonten Stellen.
Hier möchte ich noch einmal auf meine Zusammenfassung der einfachen Transkriptionsregeln auf meiner Website verweisen.